Twitter führt Katastrophenwarnmeldungen ein

Diesen Artikel gibt es als Podcast als OGG/Vorbis.

Eine Meldung über Twitter passt ja eigentlich so gar nicht in meine übliche Katastrophenschutz-Blogreihe, möchte man meinen.
Doch diesmal gibt es da etwas passendes zu berichten, aufmerksam wurde ich über den Heise-Bericht „Twitter führt Warnmeldungen für Katastrophenfälle ein„. Von dort gibt es dann auch einen Link auf den Twitter-Blog, in dem diese Meldungen und ihr Zweck genauer beschrieben sind – ein sehr interessantes Mittel um die Bevölkerung zu informieren, mit dem wir uns hier nun einmal näher befassen möchten…

Worum geht es? Twitter selbst fasst es eigentlich ganz gut in weniger als einem Tweet (nämlich in nur 92 Zeichen) zusammen:
Twitter Alerts is a new way to get accurate and important information when you need it most.

In der Langform handelt es sich um eine besondere Art von Tweets, die nur von bestimmten Twitteraccounts verfasst werden können.
Die Tweets sollen zum Beispiel Personen in Katastrophenregionen informieren oder warnen, sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht nur normal in der Timeline erscheinen sondern durch eine orange Glocke gekennzeichnet sind und (sofern der abbonierende User eine Mobilfunknummer bei Twitter hinterlegt hat) per SMS an sein Mobiltelefon gesendet werden.

Alert-Tweet Beispiel
Visualisierung eines Tweets mit Alert-Kennzeichnung.

In einem weiteren Twitterpost in welchem Twitter das Produkt genauer vorstellt, wird dann aufgezählt, wer alles einen solchen Tweet veröffentlichen kann:

  • law enforcement and public safety agencies;
  • emergency management agencies;
  • city and municipal governments, as well as their agencies and representatives;
  • county and regional agencies, providing services to cities and municipalities;
  • and select state, federal, and national agencies and NGOs.

Also das, was man in Deutschland typischerweise unter dem Begriff BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) zusammenfasst^^.

Schauen wir uns die Liste der bisherigen berechtigten Nutzer an, so findet man vier Kategorien: United States, Japan, Korea und „Global non-profits“. Die Japanischen und Koreanischen Behörden kann ich gleich schonmal aufgrund meines Zeichensatzes gar nicht lesen, ansonsten würde ich sie wohl nicht kennen ;-). In den USA nehmen neben vielen Behörden auf Bundesstaats- oder Kommunalebene auf Nationaler Ebene z. B. das American Red Cross, die Federal Emergency Management Agency (FEMA), das Department of Homeland Security etc. teil.
In Deutschland würden mir als sinnvolle „Erstnutzer“ beispielsweise das BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe), evtl. das THW auf Bundesebene, die Katastrophenschutzstäbe auf Länderebene und (sofern sie ein Twitter-Account haben, welches auch von einer sinnvollen Anzahl an Personen gelesen wird) die Landkreise/kreisfreien Städte auf der „untersten Ebene“ einfallen.
Auf verschiedenen Seiten zu diesem Thema wird bemängelt, dass Twitter bei diesen „Alert-Tweets“ nur Behörden versorgt und Medien außen vor lässt – dies finde ich durchaus berechtigt, da eben die wirklich wichtigen Informationen im K-Fall (oder V-Fall aber an den wollen wir lieber nicht denken) von den Behörden direkt kommen sollten und nicht erst, nachdem die Medien sie bearbeitet haben, um evtl. ihre Einschalt-/Klickquoten zu erhöhen.

Die Möglichkeit, Alerts zu abbonieren findet man übrigens identisch unter https://twitter.com/Organisationsaccount/alerts so z. B. für die FEMA unter https://twitter.com/fema/alerts.

 

Vor- und Nachteile gegenüber anderen Warnmitteln:

  • Weckwirkung: Im Vergleich zu Durchsagen oder Spruchbändern in Radio oder Fernsehen ist (sofern man durch die SMS aufwacht) eine gewisse Weckwirkung gegeben, diese ist jedoch viel geringer als bei einer Sirene.
  • Informationsgehalt: Auch wenn der Gehalt höher ist als bei einer Sirene so können 140 Zeichen doch sehr wenig sein, hier kann man mit Warnungen in TV oder Radio wesentlich mehr Informationen mitliefern.
  • Geschwindigkeit: Während bei Radio oder TV durch die Katastrophenschutzbehörden erst die zuständigen Redaktionen aufgefordert werden müssen, eine gewisse Warnmeldung zu senden, so geht diese bei Twitter sofort raus. Abgesehen davon, dass es bei Radio oder TV verschiedene Arten von Meldungen gibt: nicht immer wird das Programm unterbrochen und die Meldung wörtlich wiedergegeben, je nach dem was los ist, muss bis zu den nächsten Nachrichten gewartet werden und die Sender können den Text in eigenen Worten vortragen. Und Sender ohne Nachrichten/Verkehrsnachrichten strahlen die Warnungen manchmal gar nicht aus.
  • Barrierefreiheit: Während eine Durchsage im TV/Radio oder eine Sirene durch hörgeschädigte nicht wahrgenommen wird, wird die Twitter-Warnung wahrgenommen (lesbare Meldung, Handy blinkt nach Nachrichteneingang) – jedoch ist es natürlich für blinde Personen nicht geeignet.

Man sieht also, es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile des Systems.

 

Wie sähe ein sinnvolles Warnsystem aus?

Ein sinnvolles Warnsystem müsste meiner Meinung nach mehrere Möglichkeiten integrieren:

  • Warnung per Sirene (als Weckmittel und als Aufforderung, Radio und Fernsehen einzuschalten) – dafür bundesweites Sirenenwarnnetz wieder aufbauen.
  • Warnung per Mobiltelefon über „Cell Broadcast„, hierbei werden an alle in einer Sendezelle eingebuchten Mobiltelefone durch den Netzbetreiber Nachrichten ähnlich einer SMS gesendet, hierbei muss man nicht wissen, wer sich gerade wo aufhält, dadurch bekomme ich dann wenn ich mich in Frankfurt aufhalte auch Warnungen, die Frankfurt betreffen und nicht solche, die nur für Aschaffenburg gedacht sind. Gleichzeitig wird durch diese Technik nicht das Netz so übermäßig belastet, wie dies durch einzelne SMS an alle passieren würde.
  • Warnung per Twitter-Alerts
  • Warnung per Mobiltelefon über „Service Area Broadcast„, hierbei handelt es sich im Endeffekt um eine Technik ähnlich dem Cell Broadcast, nur dass diese für UMTS statt für GSM entwickelt wurde.
  • Warnung per TV und Rundfunk: hierbei ein System ähnlich des amerikanischen Emergency Alert System (EAS) – aber bitte sicherer als dieses ;-). Beim EAS kann die Regierung sich innerhalb kurzer Zeit auf sämtliche Radiofrequenzen aufschalten, die jeweiligen Programme unterbrechen und simultan eine Warnmeldung herausgeben. Dabei sollte bei Fernsehsendern gleich das Bild mit unterbrochen werden und ein Informationstext mitlaufen.

Das ganze System müsste natürlich auch regelmäßig getestet werden.

 

Weitere Informationen:

Autor: Florian

Blogger, parteiloser Pirat, Fachinformatiker, Selbstständiger, Feuerwehrmann, Funkamateur, Notfunker, Zivil- und Katastrophenschützer | Call: DG1IUK

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