Puh, was ist seit dem letzten Post so alles geschehen… schon Ende 2019 hat man ja mitbekommen, dass aus Richtung Asien eine neue, ziemlich aggressive Lungenkrankheit kommt. Während der InfoDVag hat das ganze nur kleine Auswirkungen gehabt – der Besuch im Luftlagezentrum musste ausfallen. Nun ist das ganze allerdings die letzten Tage immer weiter hochgekocht, mittlerweile mussten wir den Vereinsbetrieb bei Schaffenburg einstellen; aber es ist noch viel mehr gekommen, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich so etwas mal in meinem Leben durchmache, es erinnert eher an Situationen, die in Lagesimulationen über den Einsatz von B-Waffen aufgetaucht sind: Einreiseverbote, Verbot von Großveranstaltungen, „Abstandsregel“ (es muss zu anderen ein Abstand von mindestens 1,5m gehalten werden). Schließung von Schulen und allen „nicht lebensnotwendigen“ Einrichtungen und Geschäften und vielem mehr. Natürlich ist das ganze wieder von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und auch innerhalb der Bundesländer gibt es teilweise Unterschiede von Landkreis/Stadt zu Landkreis/Stadt.
Ich hoffe, das ganze ist bald wieder vorbei – glaube aber nicht wirklich daran. Ganz allgemein gesehen, scheint Deutschland noch relativ leicht getroffen zu sein, im Vergleich zu anderen Ländern. Andere haben es schlauer gemacht und wesentlich härtere und schnellere Schließungen gefahren, bei denen gleich alle Läden dicht waren und die Versorgung ohne Kontakte durch den Katastrophenschutz sichergestellt wurde – das wäre vermutlich auch in Deutschland eine sinnvolle Maßnahme, um das Problem vielleicht schneller in den Griff zu bekommen.
Aber das ganze war eigentlich nur die Vorgeschichte, ich wollte ja eigentlich etwas über die Faceshieldproduktion schreiben… also, nachdem Schaffenburg den Betrieb einstellen musste, hat sich das ganze Vereinsgeschehen hauptsächlich ins Internet verlagert. Statt des OpenSpaces gibt es jetzt Konferenzen via Mumble oder Jitsi, es ist wesentlich mehr in den Telegram-Channeln des Vereins los wie vorher. Und über einen dieser Channel lief jetzt die Information, dass die Führungsgruppe Katastrophenschutz der Stadt Aschaffenburg nach Schutzausrüstung sucht und sie darum bittet, sich zu melden, wenn man entsprechendes Material liefern kann – aktuell sind die Weltmärkte an Masken, Schilden etc. leergekauft.
Also lief nun bei uns intern die Kommunikation los – wie können wir dort unterstützen? Masken haben wir nicht – aber Faceshields können wir anbieten. Als Grundmodell wurde ein Faceshield der Firma Prusa Research – des Herstellers des weltweit weitverbreitetsten 3D-Druckers genommen und in mehreren Varianten modifiziert, die dann der FüGK vorgestellt wurden. Die FüGK besprach sich mit dem Klinikum, die dann noch einige Modifikationswünsche brachten und nach deren Umsetzung in einem Testmodell und der Ausstellung einer Ausnahmegenehmigung der Stadt Aschaffenburg, die den Betrieb der Vereinsräume für diese Zwecke erlaubte, konnte es mit der Produktion losgehen.
Wie sahen die einzelnen Fertigungsschritte aus?
1. Mitglieder drucken zu Hause an ihren 3D-Druckern die gedruckten Einzelteile
2. Ein „Logistiker“ sammelt die Teile ein und liefert sie in den Verein
3. Dort findet noch eine Kontrolle und ggf eine Nachbearbeitung (Schleifen) statt
4. Mit dem Lasercutter werden nun die eigentlichen Schilde aus eine 1mm starken Folie ausgeschnitten
5. Nach Entfernen der Schutzfolie auf den Schilden kommen diese auf einer Form für eine kurze Zeit in den Backofen, damit sie ihre Form erhalten
6. Nun erfolgt der Zusammenbau: gedruckte Teile mit Schweiß-Pads bekleben, Schild einklipsen, Gummiband einhängen
7. Abschließende Qualitätskontrolle
In einem Shield stecken damit allein weit über 30 Minuten menschliche Arbeitszeit (die Druckzeit einmal außen vorgelassen). Da ist es verdammt schade, dass es sich im Krankenhaus um ein Produkt für einmalige Verwendung handelt!
Später haben wir dann noch eine vereinfachte Version für Zahnärzte etc. hergestellt, die aus weniger, schneller zu druckenden Teilen aus dem 3D-Drucker besteht.
Einen Artikel hierzu gibt es auch unter dem Titel „Die Tüftler des Vereins Schaffenburg und die TH stellen Hilfsmittel für Personal und Patienten her“ im Main-Echo, außerdem gibt es zu dem ganzen die Seite „Improvisierte Gesichtsschilde“ im Wiki von Schaffenburg.
Ein Gedanke zu „Faceshieldproduktion gegen das Covid-19-Virus“