Notfunk-Basismodul-Lehrgang in Groß-Gerau

Diesen Artikel gibt es als Podcast als OGG/Vorbis.

Am Wochenende des 7. und 8.2.2015 fand in Groß-Gerau der erste Notfunk-Basismodul-Lehrgang von Notfunk Deutschland nach einem neuen Lehrgangskonzept statt. Statt wie bisher in mehreren Wochenenden wurde das grundlegende Wissen nun an einem Wochenende vermittelt.

Am Samstag ging es um kurz nach 10:00 Uhr erst einmal mit dem Vortrag „Basiswissen Notfunk“ los; hier wurde erst einmal aufgezeigt, warum Notfunk sinnvoll ist, danach wurden unter anderem die rechtlichen Grundlagen aufgezeigt. Weiterhin wurden kurz die prinzipiellen Einsatzmöglichkeiten des Notfunks aufgezeigt (Anlaufpunkt für die Bevölkerung, Weiterleitung von Notrufen, Aufrechterhaltung der Kommunikation, auch mit SSTV, PSK31 etc.). Schließlich wurden noch Informationen angegeben, wie eine Notfunk-Station mindestens ausgestattet sein sollte und wie man einen Notruf aufnimmt und absetzt (W-Fragen).

Foto Unterrichtsraum
Vorne im Bild sind eine Antenne für 70cm, die an einem „Schnelleinsatz-Relais“ angeschlossen ist (ein Koffer, in dem 2 Funkgeräte, Relaischaltung und Duplexweiche fertig angeschlossen sind, der kleine von den zwei orangenen Koffern; gespeist wird das ganze von einem großen Akku in der grüßen Munitionsbox, die Leite läuft in diesem Fall über die graue Verteilerbox), ein Kurzwellenkoffer (der große rote) und eine Box mit 12 Volt-Kabeln (graue Box rechts) zu sehen.
Teilnehmer-Bild
Der erste Tag des Notfunk-Basismodul-Lehrgangs nach neuem Lehrkonzept. Hier mal die Teilnehmer von vorne.
Teilnehmer-Bild
Der erste Tag des Notfunk-Basismodul-Lehrgangs nach neuem Lehrkonzept. Und noch eine Aufnahme von der anderen Seite. Hinten im Bild sieht man noch einmal die Koffer; die ganz großen Boxen sind SEG-Boxen (SEG = Schnell Einsatz Gruppe) in denen alles enthalten ist, was eine Gruppe für eine schnelle Erstversorgung mit Funktechnik benötigt.

Der nächste wichtige Punkt waren die „Gefahren an der Einsatzstelle“ mit der AAAACEEEEV-Regel (Angstreaktion, Ausbreitung, Atemgifte, Atomare Gefahren, Chemische Stoffe, Explosion, Erkrankung und Verletzung, Einsturz, Elektrizität, Verkehr). Hier wurde weiter darauf eingegangen, welche Gefahren insbesondere im Notfunk bestehen und wie man sich davor schützen kann. Bei diesem Punkt wurde außerdem auf das Thema Schutzkleidung eingegangen, hierbei durfte ich Model spielen ;-).

Ich als Schutzkleidungs-Model
Hier versuchte ich mich mal in einem neuen Beruf und trat als Model für Einsatzkleidung auf, um den theoretischen Vortrag über Schutzkleidung zu ergänzen ;-).

Der nächste Punkt beschäftigte sich mit dem „Verhalten im Einsatz“. Hier ging es um das generelle Verhalten an der Einsatzstelle, um die Beispiele einer Einsatzstruktur (z.B. auch, dass man bei irgendwelchen Angelegenheiten nicht zum Einsatzleiter stiefelt sondern zu dem Abschnittsleiter oder Unterabschnittsleiter, dem man zugeordnet ist). Außerdem wurden hier Punkte abgearbeitet wie der Ablauf eines Einsatzes, die Checkliste für die Vorbereitung der Betriebsaufnahme, wichtige Regeln für den effektiven Notfunk-Betrieb, den Sinn und Zweck einer Leitstation und dem Verhalten nach dem Einsatz.

Nun kam der Vortrag „Einsatzkonzepte von Notfunk Deutschland“; hier wurden beispielsweise die Notruf-Meldestellen, die Einsatzverstärkung (Anbindung von Nicht-BOS-Einrichtungen oder „KatS-Leuchttürmen“ an die Leitstelle bzw. den ELW), APRS, Anbindung von Gerätehäusern mit Notfunkern (um BOS-Einsatzkräfte für Primäraufgaben frei zu bekommen und keine BOS-Fahrzeuge für die Kommunikation zu binden), Welfare-Traffic bzw. „Sozialverkehr“ etc. genannt. Jeweils wurde die dafür nötige Ausrüstung angegeben.

Das letzte Thema an diesem Tag war der Bereich PSNV (Psychosoziale Notfall-Versorgung). Dies ist die psychologische, soziale, administrative, seelsorgerliche und psychotherapeutische Hilfe für Notfallopfer, Angehörige, Hinterbliebene, Augenzeugen, Ersthelfer und Einsatzkräfte durch die Notfallseelsorge, die Seelsorge der Feuerwehr, Polizei etc., die Notfallpsychologie, die Kriseninterventionsteams (KIT), die Einsatznachsorge und die psychosozialen Beratungsstellen.

Abends ging es dann noch zusammen zum Essen. Hier wurden auch interessante Gespräche sowohl im Funkbereich (beispielsweise DMR, Digital Mobile Radio) als auch außerhalb des Funkbereichs geführt.


Da wir am Samstag recht schnell mit den Themen durchgekommen waren, beschlossen wir, den Beginn am Sonntag um eine halbe Stunde zu verschieben. So fingen wir also nicht um 9:30 Uhr sondern erst um 10:00 Uhr an.
Das erste Thema war „Karte-Kompass-GPS – Grundwissen zum Umgang mit Karte, Kompass und GPS im Notfunk-Einsatz“. Hierbei wurden grundlegende Informationen gegeben, da das Thema Karte und Kompass insgesamt zu weit gehen würde und man allein damit schon ein ganzes Wochenende hätte füllen können. So wurden beispielsweise die auch sehr interessanten Themen UTM-Karte und Planzeiger weggelassen. Trotzdem war dieses Modul sehr umfangreich, beispielsweise wurden verschiedene Arten von Karten vorgestellt und ein Vergleich welche sich mehr und welche sich weniger für einen bestimmten Zweck eignet gemacht. Wichtige Themen waren auch das Kreuzpeilen zur Standortbestimmung und eine Einführung in das GPS-System.

Nun kam eine Einführung in die TR-NF (Technische Richtlinie Notfunk), in dieser hat sich Notfunk Deutschland beispielsweise auf bestimmte Steckernormen (sowohl für Antennenanschlüsse als auch für die Stromversorgung für 12 und 230 Volt) geeinigt. Auch gibt es hier einen Abschnitt über Schutzkleidung oder über die Notfunkkoffer.
Leider kann ich hier keinen Link auf die TR-NF setzen, da diese zur Zeit in Überarbeitung ist und nicht online zur Verfügung steht.

Zweiter Tag.
Der zweite Tag…
Technik
Hier ist noch einmal schön die Ausrüstung zu sehen.
Rüdiger erklärt
Hier die Erklärung der Technik.
Am Boden sieht man die SEG-Box, in der alles für einen erfolgreichen „Erstangriff“ enthalten ist. Darüber (von rechts nach links) eine Funkgeräte-Box mit 10 Handfunkgeräten incl. Zubehör, eine Materialkiste, eine Batterieeinheit, der Kurzwellenkoffer und das mobile Schnelleinsatzrelais. Über dem Kurzwellenkoffer und dem Relais der Notfunkkoffer von DM1SW. Darüber Rüdiger, DO2FMD beim erklären ;-).

Danach kam eine praktische Einführung in einen Teil des Materials. Dabei waren beispielsweise die SEG-Funkkoffer, die alles enthalten, was man für einen „Ersteinsatz“ benötigt. Weiterhin ein Koffer mit 10 Funkgeräten incl. Ladestation etc. Auch eine mobile Relaisstelle war dabei – zwei Funkgeräte einsatzfertig incl. Duplexweiche und Relaisstellenzusatz in einem Case verbaut. Auch wurden verschiedene Notfunkkoffer und ein Repeater für die Betriebsart C4FM vorgestellt.

Schließlich fand noch eine schriftliche Abschlussprüfung und danach ein praktischer Ausbildungsteil statt, bei dem die Aufnahme und Weitergabe von Notrufen geübt werden sollte.

Schlussendlich endete der Tag damit, dass jeder von Ausbildungsleiter Sebastian, DM1SW eine Urkunde über die erfolgreiche Absolvierung des Lehrgangs und vom Vorsitzenden Rüdiger, DO2FMD eine Urkunde über die Ernennung zum Notfunker überreicht bekam.

Mein Fazit: Ich danke allen Beteiligten für diesen super Lehrgang! Ein besonderer Dank geht natürlich an Sebastian, DM1SW für die Ausarbeitung und die gute Vermittlung des Wissens und natürlich auch an das THW Groß-Gerau für das zur Verfügung stellen der Räumlichkeiten.

Notfunkstation1
So einfach kann eine kleine Notfunk-Station aussehen. Die Zarges-Kiste wurde nur als Tisch genutzt. Der Koffer enthält das Funkgerät, davor das Bedienteil und den Handapparat.
Notfunk-Station2
Hier die Notfunk-Station noch einmal größer. Davor sieht man eine Munitionskiste mit einem Akku. Die Antenne würde im Normalfall natürlich nicht im Gebäude stehen ;-).

Autor: Florian

Blogger, parteiloser Pirat, Fachinformatiker, Selbstständiger, Feuerwehrmann, Funkamateur, Notfunker, Zivil- und Katastrophenschützer | Call: DG1IUK

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