Was passiert wenn die Energie ausfällt?

Diesen Artikel gibt es als Podcast als OGG/Vorbis (Achtung: 8,4 MB; Soundqualität ist leider schlecht, hat nicht besser geklappt trotz mehrerer Aufnahmeversuche).

Nach meinem Post „Gründe gegen entbündelte DSL-Anschlüsse und FTTH/FTTL ohne Fallback“ kommt jetzt mein zweiter Blogpost im Zuge meiner Zivil-/Katastrophenschutzreihe.

Hier geht auch mein Dank an das BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) von denen ich die Erlaubnis bekommen habe, Textblöcke aus Schriften des BBK sowie der Vorgängerorganisationen BZS (Bundesamt für Zivilschutz) und BVS (Bundesverband für den Selbstschutz) zu übernehmen.

Auch hier gibt es wieder ein Inhaltsverzeichnis, da der Eintrag wieder ein bisschen länger ist ;-).

  1. Warum dieser Artikel?
  2. Was passiert eigentlich alles bei einem Stromausfall?
  3. Gründe für einen Stromausfall?
  4. Was fordere ich jetzt eigentlich?
  5. Quellen
  6. Weiterführende Literatur

 

1. Warum dieser Artikel?

Ich habe längere Zeit überlegt, was als zweiter Teil kommt und bin nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass von allen evaluierten Überlegungen ein Energieausfall die wahrscheinlichste Katastrophe ist, die eine große Schicht der Bevölkerung betrifft und für die man selbst größere Vorbereitungen treffen kann und sollte.

Schon im Leitfaden „Ihr Vorsorgepaket“ des Bundesamts für den Selbstschutz (BVS, einer vorläuferorganisation des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge) von 1981 steht zum Thema „Bei Energieausfall“:

Alle Bürger der Industrienationen sind heute abhängig von verschiedenen Energiequellen, die ihnen über ein kompliziertes Verteilernetz ins Haus geliefert werden – Strom, Gas, Öl, Fernwärme. Von dem Umfang dieser Abhängigkeit aber macht sich kaum jemand genaue Vorstellungen. Fast alle unsere Lebens- und Funktionsbereiche sind von der ständigen Verfügbarkeit dieser Hauptenergiearten in irgendeiner Form abhängig. Gelegentliche Energieausfälle, örtlich begrenzt und meist auch nur kurzfristig, erinnern uns manchmal an diese Abhängigkeit. Bei Ausfall einer Energiequelle für nur wenige Stunden kann man vorübergehend noch darauf verzichten oder auf eine andere ausweichen. Bei kurzfristigem Ausfall von Gas kann man auf einer Kochplatte weiterkochen, bei Verzögerung einer Heizöllieferung behilft man sich vorübergehend mit elektrischen Heizgeräten. Aber nur schon wenn Öl und Strom zusammen ausfallen, gibt es für den modernen Haushalt normalerweise keine Heiz- und Kochmöglichkeiten mehr. Und wie lange können die Bewohner einer Stadt im Winter ohne Heizung leben? Die Bürger von etwa 80 Gemeinden in Schleswig-Holstein haben sich im Winter 1978/79 diese Frage stellen müssen.

Diese Information wurde auch gekürzt in die Broschüren „Für den Notfall vorgesorgt“ übernommen, die erst vom BVS, später vom BZS und nun vom BBK an die Bevölkerung herausgegeben wird.

Zum Thema elektrische Energie gibt es noch weiterführendes in der Einführung des „Leitfaden für die Einrichtung und den Betrieb einer Notstromversorgung in Behörden und anderen wichtigen öffentlichen Einrichtungen“ des BBK. Hier steht:

Obwohl in Deutschland ein hoher Grad an Versorgungssicherheit herrscht, sind auch hier folgenreiche Stromausfälle nicht auszuschließen. Die öffentliche Versorgung mit elektrischer Energie kann aufgrund eines technischen Defektes, einer kriminellen Handlung oder eines Naturereignisses ausfallen. Je nach der Ursache des Ausfalls oder des zu behebenden Schadens kann die Stromversorgung durchaus auch für einen längeren Zeitraum gestört sein, wie es etwa nach dem Wintereinbruch im November 2005 im Münsterland der Fall war. Bei einem Ausfall des öffentlichen Stromnetzes droht eine weit reichende Einschränkung der Handlungsfähigkeit.

2. Was passiert eigentlich alles bei einem Stromausfall?

Dann stellen wir uns aber mal die Frage, was würde bei einem großflächigen Stromausfall alles passieren?

  • Die Heizung funktioniert nicht (auch Öl- oder Gasheizungen benötigen für die Funktionalität Strom; die Ölheizung z. B. für den Transport des Öls und die Einspritzung und Zündung, die Gasheizung für Umwälzpumpen und Steuerung – ich habe zwar Informationen gefunden dass es Heizungen gibt, die auf Handbetrieb umgerüstet werden können aber dies wird viel Geld kosten),
  • Das Kochen wird erschwert – bei einem Elektroherd entfällt diese Möglichkeit komplett, ein älterer Gasherd lässt sich noch mit einem Streichholz zünden, bei einem neuen mit komplett elektrischer Zündung könnte es auch problematisch werden.
  • Die Beleuchtung stellt erst mal noch kein Problem dar, da wohl jeder eine Taschenlampe und ein paar Kerzen zu Hause haben sollte. Sollte der Stromausfall allerdings länger anhalten, so wird es hier auch problematisch werden. Durch die verstärkte Nutzung von Kerzen (bzw. generell offenen Feuern – auch zum Kochen) wird wohl auch die Anzahl der Wohnungsbrände steigen…
  • Nach dem letzten Punkt brennt es und es folgt der Notruf – und hier greift mein Blogpost zu dem Thema Telefonie – ohne Stromversorgung in der Wohnung ist es heute schon vielfach nicht mehr möglich, einen Notruf abzusetzen. Das Mobiltelefonnetz entfällt natürlich ebenso, da die Basisstationen des Mobiltelefonnetzes nicht oder nur kurz mit Notstrom versorgt sind.
  • Geldautomaten fallen aus, daher gibt es keine Möglichkeit an Bargeld zu kommen.
  • Die Kassenterminals in Banken, welche mit automatisch agierenden Geldtresoren verbunden sind, funktionieren ebenso wenig.
  • Die Kassen in Supermärkten funktionieren ohne Strom auch nicht und selbst wenn die Angestellten alle Preise im Kopf haben und mit Papier arbeiten – mit welchem Geld soll den bezahlt werden? – Man kann hier allerdings sagen, dass die Katastrophenschutzbehörden wohl die Ware beschlagnahmen und unter der Bevölkerung verteilen werden…
  • Die Kühlung in den Supermärkten funktioniert natürlich ebeneso wie der Kühlschrank zu Hause auch nicht mehr
  • Ebenso wird der Verkehr komplett zusammen brechen – jeder ist mit seinem Auto unterwegs, die Ampeln sind ausgefallen und ob die Leute wenn sie in Panik sind noch auf Verkehrsregeln oder Straßenschilder achten?
  • Aber dieses Verkehrschaos wird nicht lange anhalten – nur eine Tankfüllung lang. Dann stehen alle Autos, da es keine Möglichkeit gibt sie nachzufüllen – die Tankstellen fördern das Benzin mit elektrischen Pumpen aus unterirdischen Tanks, diese werden nun nicht mehr mit Strom versorgt. – Nachteil davon: Nun stehen überall Fahrzeuge im Weg und blockieren den Weg für Hilfs- und Rettungsfahrzeuge.
  • In Regionen in denen zur Wasserförderung Pumpen benötigt werden, gibt es noch das Problem dass kein Wasser mehr aus der Leitung kommt. Wo noch vorhanden, können Notbrunnen eingesetzt werden. Zur Zeit werden auch neue Notbrunnen errichtet oder alte wieder instand gesetzt. Doch einige dieser Brunnen haben einen Konstruktionsfehler: sie haben Pumpen welche fest mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden sind – somit kann keine Notstromeinspeisung verwendet werden.

 

3. Gründe für einen Stromausfall?

Welche Gründe könnte es jetzt für einen Stromausfall geben? Ich nenne jetzt mal verschiedene, ohne zu kommentieren, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich diese sind:

  • Es wird zu viel Strom entnommen (am Jahresanfang 2012 wäre dies fast passiert, als viel Strom verbraucht wurde aber keiner teuer an der Strombörse zugekauft wurde sondern die Notreserven angezapt wurden (obwohl dies verboten ist)),
  • Computer-Virus im Netzmanagement,
  • Es wird zu viel Strom entnommen und ein Anbieter auf dem Strommarkt (meist Ebene der Stadtwerke) ist zu einem Lastabwurf gezwungen (hierbei wird z. B. ein Straßenzug oder gar eine ganze Gemeinde abgeschaltet)
  • Es wird zu viel Strom entnommen und ein Lastabwurf wird unterlassen, hierdurch bricht ein Teil des Stromnetzes zusammen und weitere Teile können in Mitleidenschaft gezogen werden (Kettenreaktion, die sich sogar Europaweit ausbreiten kann).
  • Ein EMP (Elektro-Magnetischer Impuls) durch einen Blitz (LEMP), durch Wechselwirkungen zwischen dem Erdmagnetfeld und ionisierten Gasmassen in der Erdatmosphäre (Magnetohydrodynamischer EMP), Elektrostatische Entladungen, durch einen Asteroideneinschlag oder durch eine Atomexplosion (NEMP, auch HEMP für „High Altitude Nuclear Electomagnetic Pulse“). Wobei durch eine elektrostatische Entladung (man kennt sie als den Schlag den man z. B. beim Aussteigen aus dem Auto bekommt) nur kleine Bauteile geschädigt werden.
  • Schwankungen im Stromnetz (so wird die Gefahr gesehen, dass durch zunehmende Dezentralisierung des Stromnetzes und durch die meist im Niederspannungsnetz einspeisenden neuen Erzeuger viele Schwankungen der Netzfrequenz auftreten können).
  • Zusammenbruch von Freileitungen (v. a. Hochspannungs- und Höchstspannungsnetz) durch viel Schnee auf den Leitungen (hohe Gewichtsbelastung).
  • Zusammenkommen mehrerer eigentlich nicht ausschlaggebender Faktoren (Beispiel: Ausfall einer Leitung während eine andere zu Wartungszwecken ausgeschaltet ist).

 

4. Was fordere ich jetzt eigentlich?

Ich will erst mal, dass man über diese Punkte nachdenkt.
Als Vorbereitung zu Hause kann man beim BBK die Broschüre „Für den Notfall vorgesorgt“ downloaden weiterhin gibt es einen Flyer zum Thema Stromausfall, der ebenso beim BBK heruntergeladen werden kann.

Viele dieser Vorbereitungen können nur von jedem persönlich getroffen werden, hier waren z. B. die früheren Selbstschutz-Lehrgänge des Bundesverbands für den Selbstschutz hilfreich. Leider gibt es diese nicht mehr, sie verschwanden zusammen mit dem Verband, man ging davon aus, dass eine solche Einrichtung nach dem Ende des kalten Krieges nicht mehr benötigt wird.
Auch hierzu noch einmal ein Zitat aus der Broschüre „Ihr Vorsorgepaket“ des BVS, heute BBK:

Die Vorsorgeempfehlungen dieser Broschüre geben eine Menge Anregungen und Informationen. Wer sie beherzigt und in die Tat umsetzt, wird für sich und seine Familie die Überlebenschancen für den Fall einer Katastrophe oder eines Krieges ganz erheblich erhöhen. Sicher könnte manches noch etwas gründlicher erläutert werden; vor allem wäre etwas Praxis nützlich, z. B. die Bekämpfung eines Brandes, der Transport eines Verletzten, das Ablöschen einer brennenden Person und anderes mehr.

Beides, Erläuterungen und Praxis, bietet der zwölfstündige Selbstschutz-Grundlehrgang, den der Bundesverband für den Selbstschutz im Auftrag der Gemeinden dürchführt; die Teilnahme ist kostenlos. (Die Teilnahmebescheinigung gilt für Führerscheinbewerber auch als Nachweis über die Unterweisung in Sofortmaßnahmen am Unfallort im Sinne der Straßenverkehrszulassungsordnung.) Wo und wann Lehrgänge stattfinden, geben die Gemeinden in ihren Mitteilungsblättern und in der Presse bekannt.

Nutzen Sie die gebotene Chance!

Im Selbstschutz-Grundlehrgang werden Informationen vermittelt über:

  • Die Wirkung von Angriffswaffen
  • Die Vorsorgemaßnahmen des Staates auf dem Gebiet des Zivil- und Katastrophenschutzes
  • Die Vorsorgemaßnahmen, die der einzelne treffen kann, z. B. Lebensmittelvorrat, Errichtung eines Schutzraumes usw.
  • Selbstschutzmäßiges Verhalten im Ernstfall
  • Die vier Genfer Abkommen und die Konventionen über Schutz des Kulturgutes

Im Selbstschutz-Grundlehrgang wird praktisch geübt z. B.:

  • Das Ablöschen von Klein-Bränden und brennender Kleidung an Personen
  • Das Bergen und Transportieren Verletzter

Aus dem Bereich der lebensrettenden Sofortmaßnahmen im Selbstschutz lernt man z. B.:

  • Wiederbelebung durch Atemspende
  • Blutstillung
  • Schockbekämpfung
  • Maßnahmen bei Verletzungen und Knochenbrüchen

Außerdem bietet der Bundesverband für den Selbstschutz über die Gemeinden Ergänzungslehrgänge an, die – ebenfalls kostenlos – jedem offen stehen, der an einem Selbstschutz-Grundlehrgang teilgenommen hat.

Der Ergänzungslehrgang „Strahlenschutz“ vermittelt Kenntnisse über:

  • Grundlagen des Strahlenschutzes
  • Strahlungsschäden
  • Umgang mit Strahlenmeßgeräten

Der Ergänzungslehrgang für „Selbstschutzmaßnahmen in Wohnstätten“ erweitert die Kenntnisse über:

  • Vorbereitende Selbstschutzmaßnahmen
  • Nachbarliche Hilfeleistung
  • Herrichten von Kellern und Behelfsschutzräumen
  • Überlebensmethoden nach Katastrophen und Waffenwirkungen

Der Ergänzungslehrgang für „Selbstschutzmaßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben“ befaßt sich mit:

  • Vorbereitende Selbstschutzmaßnahmen
  • Rettung der Tiere
  • Schutz der Ernte und Futtervorräte

Natürlich müsste man diese Lehrgänge überarbeiten und ich denke, dass ein Lehrgang von 16 Stunden nicht gleichzeitig noch für den Führerschein da sein sollte (hierfür sind und bleiben die Lebensrettenden-Sofortmaßnahmen- oder Erste-Hilfe-Lehrgänge bei den Hilfsorganisationen). Aber prinzipiell wäre es denke ich eine gute Idee, den Selbstschutz-Grundlehrgang in Kombination mit dem „Selbstschutzmaßnahmen für Wohnstätten“-Lehrgang wieder aufleben zu lassen.

Ansonsten gilt die gleiche Forderung wie in meinem Telefon-Blogpost also z. B. die Aufrechterhaltung der Notruf-Möglichkeiten. Dies könnte z. B. auch über eine Förderung des Notfunks im Amateurfunk geschehen.

Wichtige Infrastruktur-Betriebe wie z. B. Tankstellen müssen mit Notstromversorgungen ausgerüstet werden.

 

5. Quellen

  1. „Für den Notfall vorgesorgt – Ein Leitfaden für Sie und Ihre Familie“ – Broschüre des Bundesverbands für den Selbstschutz (BVS) aus meiner eigenen Sammlung. Leider habe ich hierzu keine Erscheinungsjahr.
  2. „Für den Notfall vorgesorgt – Vorsorge und Eigenhilfe in Notsituationen“ – Broschüre des Bundesamts für Zivilschutz und Katastrophenhilfe (BBK), 11. Auflage August 2009. Downloadbar unter www.bbk.bund.de (Dies ist die aktualisierte Fassung der Broschüre aus 1.)
  3. „Ihr Vorsorgepaket – Informationen über Vorsorge und Eigenhilfe der Bürger“ – Broschüre des Bundesverbands für den Selbstschutz (BVS) aus dem Jahr 1981, welche mir durch die Fachinformationsstelle des BBK zur Verfügung gestellt wurde (hieraus entwickelte sich die Broschüre aus 1.)
  4. „Leitfaden für die Einrichtung und den Betrieb einer Notstromversorgung in Behörden und anderen wichtigen öffentlichen Einrichtungen“ – Leitfaden des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge (BBK) aus dem Dezember 2005, aktualisiert Juli 2008

 

6. Weiterführende Literatur

  1. Alle unter „Quellen“ genannte
  2. Zum Thema Energieausfall: „Problemstudie: Risiken für Deutschland – Gefahrenpotentiale und Gefahrenprävention für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft aus Sicht des Bevölkerungsschutzes – Auszug – Teil 2“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – Akademie für Kriesenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz; unter „Fa 344-7-2/1“ in der Fachinformationsstelle des BBK
  3. Zum Thema EMP: Artikel „Elektromagnetischer Puls“ in Wikipedia
  4. Zum Thema Notvorrat: „Der Katastrophenschützer in mir“ – Eintrag in Validoms Blog
  5. Ich werde auch mal zu meinen eigenen Vorräten schreiben aber das das wäre mir jetzt zu viel für diesen Post ;-).
  6. Generelles: Fachinformationsstelle des BBK

Autor: Florian

Blogger, parteiloser Pirat, Fachinformatiker, Selbstständiger, Feuerwehrmann, Funkamateur, Notfunker, Zivil- und Katastrophenschützer | Call: DG1IUK

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