Fachkräftemangel in der IT?

Diesen Artikel gibt es als Podcast als OGG/Vorbis.

Die Idee zu diesem Blogpost kam mir übrigens schon vor einiger Zeit, nur kam ich nicht dazu, ihn zu schreiben. Vor einiger Zeit bin ich dann nachts aufgewacht und hatte die klare Gliederung im Kopf, die ich dann gleich mal niedergeschrieben habe. Der Post entstand dann übrigens zum Großteil heute auf dem Heimweg von einer Fortbildung in einer Regionalbahn zwischen Frankfurt/Main Südbahnhof und Aschaffenburg Hauptbahnhof ;-).
Ich kam auf die Idee zu diesem Blogpost, als ich mal wieder einen der üblichen Aufrufe des BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) las, in dem dieser Verband wieder einmal auf den drohenden oder bereits eingetretenen Fachkräftemangel in der IT-Branche in Deutschland hinwies. Ist ja bei diesem Verband nichts neues. Es geht hauptsächlich darum, Ängste zu schüren und die Bundesregierung dahin zu drängen, dass die Voraussetzungen, die Nicht-EU-Bürger mit einer IT-Ausbildung erfüllen müssen um in Deutschland eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, gelockert werden. Warum das? Nun, ganz einfach – es ist Fakt, dass viele Kräfte aus anderen Ländern zu billigeren Löhnen arbeiten als deutsche Arbeitnehmer, damit wollen viele Unternehmen natürlich diese „billigeren“ Arbeitnehmer haben, vor allem auch da diese Personen meist voll ausgebildet sind und nicht erst in eine doch relativ teure Ausbildung in Deutschland investiert werden muss.
Außerdem finden viele Unternehmen tatsächlich immer weniger Mitarbeiter. Woran liegt das?
Naja, viele legen hier besonders im IT-Bereich enorm hohe Kriterien an:

  • Abgeschlossene Ausbildung, besser noch abgeschlossenes Studium
  • Im Studium am besten mindestens ein Auslandssemester
  • Mindestens 10 Jahre Arbeitserfahrung, davon bitte auch ein paar Jahre Auslandserfahrung
  • Nicht über 40/50, am besten jedoch unter 30
  • Am besten keine Mitarbeiterin, diese könnte ja schwanger werden…

Außerdem soll der gesuchte Mitarbeiter doch bitte noch Allrounder sein, also Erfahrung in allen Linux- und BSD-Derivaten, im Windows-Bereich und in der Netzwerktechnik (bitte mit Zertifizierungen von jedem möglichen Hersteller) haben…
Tja, bei so einem Profil könnte dann klar werden, dass es schwer werden wird, eine solche „Fachkraft“ (ist das Wort da nicht schon leicht untertrieben?) zu finden…

Das ist der erste Teil – für den zweiten Teil sind auch die Unternehmen die sich beschweren selbst verantwortlich… so ist es nämlich so, dass es wohl tatsächlich immer weniger Jugendliche/junge Erwachsene gibt, die sich mit der Technik auseinander setzen… das mag zum Teil wohl auch mit generell verändertem Interesse zu tun haben, aber auch damit, dass man sich weniger mit der Technik auseinandersetzen muss und kann!
Wenn ich daran denke, ich habe mit ca. 6/7 Jahren angefangen, mich mit Rechnertechnik auseinanderzusetzen, als ich damals den Homecomputer TI-99/4A von Texas Instruments von meinem Vater bekam. Für die, die sich für Details interessieren die Kurzübersicht: Einführung 1981, Produktionsende 1983, Arbeitsspeicher von 16 KB, UVP des Herstellers von 525 USD, Einführungspreis in Deutschland von 1248 DM (entspricht 1196.46 Euro auf die Kaufkraft im Jahr 2013 umgerechnet) und zusammen mit seinem Vorgänger TI-99/4 der erste für Privatanwender wirklich erschwindbare 16-Bit-Rechner.
Zu dieser Zeit hatte man vier Möglichkeiten an Software zu kommen:

  1. Man kaufte ein Hardwaremodul welches mit der Software ausgestattet war, hierauf war direkt Assambler-Code einprogrammiert, welcher relativ schnell ausgeführt wurde. Nachteil: sehr teuer
  2. Man kaufte eine Diskette von einem Händler oder einem Privatanwender, diese Disketten enthielten Software in der Programmiersprache TI-Basic, von solchen Disketten gab es eine riesige Auswahl. Nachteile: Ausführungszeit langsamer als Hardwaremodul, außerdem kosteten die Diskettenlaufwerke und die notwendige Erweiterungsbox für den TI nochmal ungefähr so viel wie der Rechner selbst.
  3. Man kaufte eine Kassette von einem Händler oder einem Privatanwender, diese Kassetten gab es auch in einer riesigen Auswahl und sie enthielten ebenso Software in TI-Basic. Es war billiger als eine Diskette, da nur ein zusätzliches Kabel notwendig war, damit konnte man seinen normalen Kassettenrekorder benutzen. Jedoch war die Bedienung komplexer als bei einer Diskette, das Problem mit der langsamen Programmausführung blieb bestehen.
  4. Die billigste Lösung – man schrieb das Programm selbst – entweder man entwarf es wirklich selbst und programmierte es oder man kaufte sich eine der damals zahlreichen Homecomputer-Zeitschriften, in denen seitenweise Quelltext vorhanden war, der nur noch in das eigene System abgetippt werden musste – zum Speichern war dann natürlich wieder eine Diskette oder eine Kassette nötig, jedoch dürfte diese Möglichkeit weitaus billiger gewesen sein als der kommerzielle Kauf entsprechend fertig bespielter Datenträger.

Ich machte meine hauptsächliche Erfahrung damals, indem ich in Basic rumprobierte und rumspielte, so lernte ich meine ersten englischen Vokabeln noch vor der Einschulung (später stellte sich das als Nachteil heraus, da TI-Basic auf dem amerikanischen Englisch aufbaut, das dt. Schulsystem jedoch so intolerant ist, nur britisches Englisch zu akzeptieren – ich habe noch bis zur Abschlussprüfung teilweise Fehlerpunkte bekommen weil ich color statt colour schrieb…).

TI-99/4A
Der TI-99/4A von Texas Instruments mit TV-Modulator und eingeschobenem Modul mit dem Disketten-Manager.

Wie ging es dann für mich weiter? Auch die nächsten Jahre waren geprägt von gebrauchten Rechnern… erst ein 386er mit einem schaltbaren Takt von 8 und 25 MHz (damals noch mit den zwei üblichen Diskettenlaufwerken – 3,5″ und 5,25″). Dieser wurde von mir am Anfang mit MS-DOS 5.0 (später 6.0) und Windows 3.1 betrieben. Aber schon nach kurzer Zeit fing ich an zu experimentieren und knallte ein Windows 95b oder c auf die Maschine. Die Systemanforderungen waren hier schon zu fordernd, die Mindest-Voraussetzungen sprechen von einem 486er mit 8 MB RAM (hatte glaube ich höchstens 4 MB), 100 MB Festplatte (hatte 50). Also musste ich irgendwie experimentieren, um zumindest ein langsames System lauffähig zu haben. Später kam dann ein passender Rechner, den betrieb ich allerdings mit Windows 98 Secound Edition (Mindest-Voraussetzungen: 486DX, mind. 66 MHz, 16 MB RAM, Festplattenplatz für die Installation: 120 bis 295 MB (Standardinstallation: 195 MB), CD-ROM-Laufwerk, VGA-kompatible Grafikkarte, Maus).
Später bekam ich dann einen Pentium 1, die Original-CPU mit 75 MHz war bei mir nur kurzzeitig in Betrieb, da ich schon nach kurzer Zeit eine 90 MHz CPU in die Hand bekam (auch wenn diese auch damals total veraltet war). Auch dieses System war nach einiger Zeit total überlastet, unter anderem auch, da mir ständig der Festplattenplatz fehlte und ich ständig andere Komprimierungstools testete.
Mein erster selbst gekaufter und neuer Rechner war dann eine Windows XP Home Edition-Maschine, das müsste kurz nachdem das Service Pack 1 für XP herausgekommen ist gewesen sein, also um den 9.9.2002 herum.

Schon zwischendrin hatte ich immer mal wieder auf irgendwelchen alten Systemen Linux-Experimente laufen, leider befasste ich mich erst gegen Anfang meiner Ausbildung richtig mit Linux und am 16.11.2009 stieg ich dann mit meiner Workstation auf Linux um. Am 21.04.2014 bin ich dann mit meiner letzten produktiven Windows-Maschine (Netbook Asus eeePC 1000H) von Windows XP auf Linux (Debian mit einem „umdesignten“ Xfce) gewechselt.

Aber kommen wir wieder zurück zum ursprünglichen Thema… wo liegt das Problem mit den fehlenden Fachkräften? Es ist ganz einfach – die Firmen sorgen dafür, dass man auf den Systemen immer weniger probieren kann und die Computer sind mittlerweile so billig, dass es sich nicht mehr lohnt die Systeme aufzurüsten sondern die Leute lieber ein neues System kaufen. Welcher normale User hat schonmal eine Zeile Programmcode geschrieben? So gut wie keiner… Welcher User war mal als richtiger Administrator unterwegs? Da kommt man heutzutage meist gar nicht mehr rein… Und dann wird heutzutage viel Hardware so closed verkauft, dass man noch nicht mal nen Akku wechseln kann, geschweige denn sich mit den technischen Details auseinandersetzen kann…
Vielleicht wäre es sinnvoll, in der Schule mal Informatikunterricht einzuführen – nein, kein großer „Programmierunterricht“ sondern wirkliche Informatik, die würde Schülern auch in anderen Bereichen helfen. Zum Beispiel im logischen Denken. Es würde sich dabei beispielsweise ein kleiner Kurs in der in den 1960er Jahren für Kinder entworfenen Programmiersprache Logo anbieten. Dafür könnte man beispielsweise Teile des Mathematikunterrichts streichen, der mit vielen Inhalten überladen ist, die man nach der Schule wohl nur dann wieder braucht, wenn man Mathematik studieren möchte…

Autor: Florian

Blogger, parteiloser Pirat, Fachinformatiker, Selbstständiger, Feuerwehrmann, Funkamateur, Notfunker, Zivil- und Katastrophenschützer | Call: DG1IUK

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